Die allgegenwärtige versinkende Insel ist ein Buch in The Elder Scrolls Online: Summerset.
Fundort[]
Man findet es in der Halle der Illumination in der Akademie der Illumination im Nordwesten Sommersends.
Inhalt[]
Von Lailfin, Geschichtsverwalter der Akademie der Illumination
Die wahre Arbeit eines jeden Historikers liegt in der Trennung von Tatsachen und Fiktion, im Studium der vielfältigen und widersprüchlichen Texte aller Völker und im Zusammenfügen einer plausiblen gemeinsamen Aussage. Dies erfordert Sorgfalt, Disziplin und vor allem Demut. Der wahre Historiker muss bereit sein, Fehler einzugestehen und seine Schriften zu revidieren, wenn neue Beweise ans Tageslicht kommen.
Einer der verhängnisvollen Fallstricke für neue Historiker ist das Vertrauen in unterstützende Aussagen, also der Glaube daran, dass eine Aussage wahrscheinlicher wahr ist, wenn mehrere Verfasser dasselbe Ereignis identisch beschreiben. Eigentlich sollten wir nämlich vom Gegenteil ausgehen. Gesellschaftlicher Druck und weitverbreitete kulturelle Verblendung führen oft zu identischen historischen Berichten. So beziehen sich nedische Texte oft auf ein Ereignis, das "Herbst der Schlangen" genannt wird. Laut den geschichtlichen Berichten stiegen Hunderte von Schlangen (teilweise so groß wie ein Mammut) aus dem Boden hervor und verschlangen ganze Dörfer, bevor sie schließlich von der nedischen Speermaid Ranev besiegt wurden, die auch als kohlenäugige Wanderin bekannt ist. Nedische Gelehrte beschreiben den Herbst in haarkleinen und beinahe identischen Details, und doch wissen wir, dass das Ereignis vollständig apokryphisch ist.
Es ist nicht so, dass die Verfasser absichtlich lügen (obgleich auch dies manchmal der Fall ist). Höchstwahrscheinlich haben die alten Historiker nach Kräften versucht, die Ereignisse wahrheitsgetreu zu beschreiben. Leider verfügten sie nicht über die linguistischen Werkzeuge oder die wissenschaftliche Ausbildung, um einen wahrheitsgetreuen Bericht zu verfassen. Daher müssen wir uns sämtliche Geschichten genau ansehen, die weithin akzeptiert werden, aber zudem übertrieben erscheinen. Außerdem müssen wir auf "wiederkehrende Katastrophen" achten; dies sind Ereignisse, die sich angeblich identisch abspielten, aber an extrem unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten.
Das offensichtlichste Beispiel der "wiederkehrenden Katastrophe" ist die Geschichte von der verschwindenden Insel. Die Geschichte Tamriels ist übersät mit versinkenden, versteckten oder verschwindenden Inseln. Yokuda, Pyandonea, Artaeum, Dranil Kir, Augvea, Thras und (vielleicht die wichtigste) Aldmeris. Der Grund für das Verschwinden ist beinahe immer in der Magie zu suchen, oft als Folge eines Aktes der Überheblichkeit oder eines Wunsches nach Abgeschiedenheit. Natürlich stellt man sich bei all dem die Frage: Ist auch nur eine dieser Geschichten wahr? Ich habe da so meine Zweifel.
Sehen wir uns die mythischen "versinkenden" Inseln einmal genauer an: Yokuda, Thras und Aldmeris. Jede dieser Inseln war der Ahnensitz ihres jeweiligen Volkes, und in allen drei Fällen haben Feinde oder das Schicksal die Insel als Bestrafung für einen Akt des Hochmuts vernichtet. Im Fall der Rothwardonen entzweiten törichte Schwertsänger die yokudanischen Inseln mit einem verbotenen Schwertschlag. Die Krieger der Flotte aller Flaggen trieben die Krecken und ihre Insel Thras ins Meer als Strafe für die Thrassische Pest. Und unsere Vorväter, die Aldmer, flohen von der Insel Aldmeris, um einem mysteriösen Unheil zu entkommen, das uns wahrscheinlich ereilte, weil wir bei den Aedra in Ungnade gefallen waren.
Ein unerfahrener Historiker würde diese Geschichten wohl für bare Münze nehmen: "Wenn mehrere Berichte sagen, dass die Insel versunken ist, muss sie ja versunken sein!" Aber ich bitte euch, genauer hinzusehen. Könnte die "versinkende Insel" vielleicht kein tatsächliches Ereignis sein, sondern vielleicht eine Metapher?
Thras, Yokuda und Aldmeris sind mehr als nur bloße Landmassen; sie sind Symbole einer Gesellschaft, Avatare für eine kulturelle Identität, die auf ewig verloren ist. Daher könnten Geschichten über das Entzweien oder Versinken dieser Inseln der Versuch von Poeten sein, den Schmerz über vergessene Ursprünge in Worte zu fassen. Ist ein ganzer Kontinent versunken als Folge eines Schwertschlags? Kamen unsere Ahnen von einer mystischen, halb-aedrischen Insel nach Sommersend? Ich glaube nicht. Diese verlorenen Inseln sitzen auf dem schmalen Grat zwischen Tatsache und Gleichnis. Es liegt Wahrheit in diesen Geschichten, unbestritten, aber der wahre Historiker weiß, dass nicht jede Wahrheit wortwörtlich zu nehmen ist.